Wie oft im Jahr kauft ihr eigentlich Outdoor-Bekleidung? Stellt euch drei einfache Fragen vor einem Kauf und ihr kauft bewusst(er) und nachhaltig(er).
Mit Textil-Discountern wie Primark und Co. ist das so eine Sache. Anscheinend sollen einem da schon beim Betreten des Geschäfts seltsame Gerüche entgegenströmen, die von allerlei chemischen Substanzen in den Billigklamotten zeugt. Auch im Outdoor-Bereich gibt es Anbieter, die auf niedrige Preise setzen, wie zum Beispiel Decathlon.
Bei niedrigen Preisen stellt sich bei Outdoor-Bekleidung die Frage: Taugt das etwas? Halten die Kleidungsstücke auch hoher Beanspruchung stand, wie sie beim Outdoor-Sport schließlich vorkommt? Die Krux bei billiger Outdoor-Bekleidung ist die hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Qualität der Verarbeitung nicht besonders hoch ist. Viele denken zudem, wenn sie solch ein Kleidungsstück kaufen: „Ach, diese Saison hält das. In der nächsten gibt’s dann halt etwas Neues.“
Dass so gedacht wird, ist auch der Entwicklung von Kleidung als Produkt im Allgemeinen geschuldet: Immer mehr wird davon produziert, immer ausdifferenzierter werden die Produkte – gerade bei Outdoor-Bekleidung. Und jedes Jahr eine neue Kollektion. Was nicht mehr modern ist, wird aus dem Kleiderschrank verbannt und neu gekauft. Nachhaltiger Konsum sieht anders aus.
Bewusster kaufen auch bei Outdoor-Bekleidung
Auf Facebook stieß ich auf einen spannenden Beitrag, der den Verzicht auf den Konsum billiger Wegwerfmode zum Thema hatte. Das lässt sich auch auf den Konsum von Outdoor-Bekleidung übertragen, obwohl hier die Preise sicher nicht dieses erschütternd niedrige Niveau haben, wie es bei Primark, H&M und Co. der Fall ist. Trotzdem sollte auch beim Kauf von Outdoor-Bekleidung gelten: bewusst(er) kaufen! Dazu rät die US-amerikanische Nachrichtenseite „Quartz“, sich beim Kauf von Kleidung drei simple Fragen zu stellen:
Frage 1: Wie oft werde ich die Outdoor-Bekleidung tragen?
Wie heißt es so schön: Wer billig kauft, kauft zwei Mal. Hintergrund ist, dass billige Outdoor-Bekleidung von der Qualität der Verarbeitung her in der Regel weniger langlebig ist als hochwertig verarbeitete. Nach einer bestimmten Tragezeit kommt es eher zu Abnutzungserscheinungen oder die Klamotten geben einfach den Geist auf.
„Quartz“ liefert dafür eine Beispiel-Rechnung, die sich an der Nutzung eines Kleidungsstücks orientiert („cost per wear“). Dabei wird der Preis des Kleidungsstücks durch die ungefähre Anzahl der Nutzungstage geteilt. Ich denke, man kann dies auch gut auf Outdoor-Bekleidung übertragen. Prämisse bei dieser Rechnung ist, dass man billige Kleidung weniger lange trägt, weil sie eben entsprechend früher kaputt geht.
Nehmen wir also an, ihr kauft euch eine Outdoor-Hose fürs Bergwandern. Die qualitativ gute Hose kostet 120 Euro. Eine vergleichbare billige Hose 50 Euro. Bitte legt mich an dieser Stelle nicht auf diese Preise fest. Es ist lediglich eine Beispiel-Rechnung mit beispielhaften Preisen, die aber, so denke ich, nicht weit hergeholt sind. Die Rechnung sieht nun folgendermaßen aus:
Bei unterstellter längerer Haltbarkeit der qualitativ besseren Outdoor-Hose zahlt ihr also weniger pro Nutzung. Ergo lohnt es sich, weniger im Kleiderschrank zu haben, dafür aber qualitativ Gutes. Anstatt viele Kleidungsstücke zu geringer Qualität, die am Ende vielleicht gar nicht getragen werden.
Frage 2: Wie lange wird die Outdoor-Bekleidung halten?
Wie oben schon angedeutet, ist es besser für die Umwelt, wenn wir ein Outdoor-Kleidungsstück länger tragen können, weil es aufgrund seiner Qualität einfach länger hält. Gerade bei Outdoor-Bekleidung mit intensiver Beanspruchung ist das ein wichtiges Thema. Schon beim Kauf könnt ihr einiges tun, um die Qualität eines Outdoor-Kleidungsstücks zu prüfen:
- Nehmt das Kleidungsstück in die Hand und fühlt es. Welchen haptischen Eindruck macht es auf euch?
- Schaut euch die „Schwachstellen“ am Kleidungsstück an, wie zum Beispiel Nähte, Reißverschlüsse oder Luftschlitze (Stichwort: Nässe). Wie sind diese verarbeitet?
- Riecht das Kleidungsstück unangenehm? Dies ist möglicherweise ein Hinweis auf giftige chemische Substanzen, die bei der Produktion verwendet wurden.
- Welche Erfahrungen in Sachen Haltbarkeit habt ihr mit Outdoor-Bekleidung desselben Herstellers gemacht?
Frage 3: Wie viel Outdoor-Bekleidung besitze ich schon?
Fragt euch beim Kauf, ob ihr das gewünschte Kleidungsstück tatsächlich (noch) braucht. Vielleicht ist es einfach „nice to have“, und ihr habt davon schon mehrere Teile im Kleiderschrank?
Zuvor bietet es sich deshalb an, mal einen Überblick über euer komplettes Sortiment an Outdoor-Bekleidung zu bekommen. Möglicherweise kommt da einiges zum Vorschein, das ihr gar nicht mehr auf dem Schirm hattet, was ihr aber noch tragen könnt. Ihr braucht dann vielleicht nicht noch ein zusätzliches Kleidungsstück gleicher „Bauart“.
Ich selbst bin mir manchmal gar nicht bewusst, das ich bestimmte Kleidungsstücke deshalb nicht trage, weil sie mir irgendwie nicht (mehr) gefallen. Dann liegen sie nutzlos im Kleiderschrank. In solch einem Fall habe ich mir angewöhnt, die Teile in einen Second-Hand-Laden zu bringen.
Und dann ist da noch das große Thema Mode. Jedes Jahr kommen neue Kollektionen von Outdoor-Bekleidung heraus. Jedes Jahr ist etwas Anderes trendy. Wirkliche textile Innovationen sind selten darunter. Fragt euch also: Möchte ich dieses Kleidungsstück kaufen, weil ich es wirklich brauche, oder erliege ich gerade dem gewieften Marketing des Herstellers?
Auch bei Outdoor-Bekleidung ist weniger mehr
Was ihr bei euch im Kleiderschrank habt, entscheidet ihr ganz alleine. Bei jedem Kauf trefft ihr eine neue Entscheidung, mit der ihr eine ganze Menge bewegen könnt. Gerade die Qualität von Outdoor-Bekleidung ist ein wichtiger Faktor, wenn es um eine längere Nutzungsdauer und letztlich um euren Geldbeutel geht. Um bewusst nachhaltig(er) zu konsumieren, ist deshalb auch bei Outdoor-Bekleidung weniger mehr.