Der Herrenwieser See liegt unterhalb der Badener Höhe und des Seekopfs auf 829 Meter Meereshöhe. Ich besuche ihn an einem sonnigen und milden Sonntag Anfang April.
Im Frühjahr lässt sich wunderbar beobachten, wie die Natur um die wilden, einsamen Karseen herum aus ihrem Winterschlaft erwacht. Alles ist bereit auszubrechen und zu explodieren. Du kannst es spüren. Ausgangspunkt meiner Wanderung zum Herrenwieser See ist Sand an der Schwarzwaldhochstraße. Um von dort zum See zu gelangen, geht es zunächst aufwärts auf die Badener Höhe auf 1.002 Meter., den höchsten Punkt des Stadtgebiets von Baden-Baden. Hier lohnt sich der Aufstieg auf den bereits 1890 errichteten „Friedrichturm“. Der Blick schweift weit hinüber über die Rheinebene in die Pfalz, nach Straßburg und hinüber zu den Vogesen. Auf der anderen Seite, gen Osten, erahne ich die Schwäbische Alb.
Auf der anderen Seite geht es nun wieder in leichten Serpentinen auf einem Pfad hinunter zum Herrenwieser See. Am steinig-wurzeligen Pfad oberhalb des Sees stehen Sitzbänke, die an diesem Sonntag gut besucht sind. Wer möchte, kann sich dem See auch von der anderen Talseite her nähern, aus Richtung Schwarzenbachtalsperre oder dem gleichnamigen, rund 70 Einwohner zählenden Örtchen Herrenwies. Der komplette See steht unter Naturschutz und ist vollständig mit Wald umgeben. Leicht erkenne ich die steile Karwand, die typisch ist für die Karseen hier. 170 Meter hoch ist sie, und damit die höchste im Schwarzwald überhaupt.
Der Herrenwieser See ist eine tickende Zeitbombe
Um den 1,8 Hektar großen, rund 170 Meter langen, 90 Meter breiten und zirka 10 Meter tiefen Herrenwieser See herum zieht sich ein Hochmoorgürtel. Laut einem Artikel auf dem Blog des Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord besteht das Moor aus Schnabelseggen-Ried und Schwingrasen mit Torfmoosen, Moor-Wollgras, Moosbeere, Pfeifengras und dem fleischfressenden Sonnentau. Man muss kein Botaniker sein, um jetzt, im frühen Frühjahr zu erahnen, wie es hier aussieht, wenn die Natur in voller Blüte steht.
Der Herrenwieser See ist aber auch eine tickende Zeitbombe. Will heißen: Er wird irgendwann versanden. Schon jetzt erkenne ich am Uferbereich große Flächen hellen Grases, die aussehen wie Inseln. Es ist der Schwingrasen, der aus einer Torfschicht besteht, die sich über Jahrtausende aus abgestorbenen Pflanzen gebildet hat. Er hat bereits begonnen, den See zu umschließen – und er wächst weiter. Ich setze mich an einem Forstweg ein paar Meter abseits des Sees auf einen Baumstamm und hole den Proviant aus meinem Rucksack. Hinter mir liegt der See, vollkommen ruhig. So, als ob er schon immer dagewesen ist. Und im Grunde genommen stimmt das ja auch. Er soll zwischen 60.000 und 120.000 Jahre alt sein.
Wunderschöne Ecke im Nordschwarzwald. Gerade jetzt im Frühling immer einen Ausflug wert. Herzlichen Dank für den Artikel!
Hi Daniel,
ja, das hast du Recht. Ich finde jeder Karsee hat seine Besonderheiten, auch wenn es alle Karseen sind. Für mich haben Sie eine Mystik, denn sie sind Überbleibsel einer Zeit, in der der Schwarzwald unwirtlich und kalt war. Ja, auch hier gab es Gletscher, man mag es kaum glauben. Die Karseen legen davon Zeugnis ab.
Bin per Zufall auf Deinen Blog gestoßen und finde es sehr schön, dass Du auch unseren Schwarzwald zu einem Thema in Deinem Blog gemacht hast. Unter anderem war ich vor ca. 2 Wochen auch am Herrenwieser See. Habe da eine Rundwanderrung von Sand zur Schwarzenbach Talsperre und wieder zurück gemacht. Dabei bin ich auch am Herrenwieser See vorbei gekommen. Einfach herrlich. Ich habe auch schon einige Touren im Schwarzwald gemacht und diese filmtechnisch dokumentiert. Finden kannst du Sie auf meinem Youtube Kanal unter der Playlist „Reisen (privat / geschäftlich)“ — https://www.youtube.com/playlist?list=PLfTSE_Q6TMhuHRWAahALedrR1dljY25-o –Schau einfach mal vorbei, würde mich freuen.
Hallo Gerhard,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, die Gegend dort oben ist einfach wunderbar. Dieses Jahr werde ich meine Blog-Serie zu den Karseen im Nordschwarzwald weiter ausbauen. Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem YouTube-Kanal und viel Vergnügen bei deinen Wanderungen.
Sonnige Grüße
David