Der Prototyp der nachhaltigen Funktionsjacke 4.0 steht. Individuell konfiguierbar wie ein Automobil. Auf der Messe OutDoor bin ich einmal reingeschlüpft.
Der Prototyp der Funktionsjacke der Zukunft ist fertig. Mitte Mai 2017 war ich live dabei beim ersten Sympatex-Hackathon – Hackathon ist ein anderes Wort für Workshop – auf der Mittenwalder Hütte, wo ich gemeinsam mit anderen Outdoor-Bloggern kreativ an der Entstehung einer neuen Outdoor-Jacke mitwirkte. Nun wurde das erste Muster dieser Jacke auf der Messe OutDoor in Friedrichshafen vorgestellt. Auch hier war ich wieder live vor Ort.
Noch hängt die Funktionsjacke der Zukunft nur an einer leblosen Kleiderpuppe. Bald jedoch wird sie – so der Wunsch von Sympatex – die Oberkörper vieler Outdoor-Freaks schmücken. Das innovative Produkt des Unternehmens aus Unterföhring wird komplett klimaneutral produziert und kann selbst wieder recycelt werden. Outdoor-Enthusiasten können sie individuell nach ihren Wünschen im Internet konfigurieren. So, wie es die Autoindustrie bereits anbietet.
Die ganz persönliche Lieblingsjacke, zusammengestellt unter anderem aus verschiedenen Farbmustern und Design-Elementen ist ein Novum in der Textilbranche. Aufgrund der Färbung mittels Digitalprint braucht es keinen klassischen Nassfärbeprozess, was den Wasserverbrauch reduziert. Die Rückseite bietet Platz fürs Bedrucken eines Logos oder einer anderen Botschaft. Wenn ich es mir recht überlege: Mein Logo auf dieser Jacke – das wäre schon etwas.
Die Funktionsjacke 4.0 ist zu 100 Prozent recyclingfähig und kann somit am Ende ihrer Tragezeit wieder über ein Upcycling-Verfahren zu neuen Fasern ausgesponnen werden. Im Inneren der Jacke ist hierfür ein Rücksendeprint mit der Firmenadresse von Sympatex integriert.
Einzelne Features lassen sich individuell konfigurieren
Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen und habe den Prototypen gleich übergestreift. Zwar ist die Testausführung etwas zu groß für mich, aber das spielt erst einmal keine Rolle. Der erste Eindruck ist durchweg positiv, wenn mich auch der nach vorne gezogene kleine Schild an der Kapuze etwas stört. Ich lasse mich halt nur ungern einengen. Das jedoch ist, wie viele andere individuell konfigurierbare Features auch, reine Geschmackssache. Jedenfalls habe ich kurzerhand die Kleiderpuppe als Träger der Jacke abgelöst und mich als Model probiert. Hat sehr viel Spaß gemacht.
Sympatex will mit dieser Funktionsjacke auch weiterhin keine eigene Outdoor-Kollektionen herausbringen. Ziel ist es, alle bereits bestehenden Möglichkeiten gebündelt aufzuzeigen, die in letzter Instanz in Sachen Ökologie bereits heute umsetzbar sind. „Wir laden die gesamte Industrie ein, diese bereits heute verfügbaren technischen Möglichkeiten hemmungslos zu kopieren.“ Sympatex-CEO Dr. Rüdiger Fox will ein neues Zeitalter in der Produktion von Outdoor-Textilien einleiten. Ich bin gespannt, ob es gelingt und bleibe weiter am Ball.
Link-Tipps:
Sympatex
Messe OutDoor
Stellst sich nur die Frage was genau daran nachhaltig ist 😉
Der Spiegel hat dazu gerade einen interessanten Artikel veröffentlicht: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/recycling-kleidung-aus-plastikschrott-lohnt-sich-das-a-1150843.html
Hallo Thomas,
vielen Dank für deinen Kommentar und den Link zum Artikel. Stellt sich dabei natürlich die Frage, was am Ende besser ist: Weiterhin Outdoor-Klamotten zu kaufen, die umweltschädliche Stoffe in sich tragen, oder Produkte, die recycelt wurden und selbst wieder recycelbar sind? Ich bin kein Pressesprecher von Sympatex, aber ich finde diesen Ansatz sehr bemerkenswert und sinnvoll. Ich habe bei dem Workshop, bei dem der Prototyp dieser Jacke kreiert wurde, selbst teilgenommen und auch ein Bild des CEOs von Sympatex erhalten. Mein Eindruck ist, dass Herr Fox dies aus eigener Überzeugung tut. Nicht, um Greenwashing zu betreiben, von dem der Wissenschaftler in dem SPIEGEL-Artikel spricht. Er schert hier ja sämtliche Bemühungen von Unternehmen über einen Kamm, was ich nicht gut finde. Wenn du dich näher mit dem Thema, auch mit Daten und Fakten, auseinandersetzen möchtest, empfehle ich dir meinen Blog-Artikel zum Workshop zu dieser Funktionsjacke. Für alles Weitere kann ich dir gerne den Kontakt zu Sympatex herstellen. Es hat niemand den Anspruch, die Welt alleine zu retten, aber nichts tun ist eben auch keine Lösung. Und bislang wurde von vielen Outdoor-Klamotten-Herstellern eben wenig bis nichts getan. Wahrscheinlich werden viele vom Zug der Nachhaltigkeit wieder abspringen, sobald sie sehen, dass sie damit keinen Erfolg haben. Aber das sind dann auch nicht die Leuchttürme, die wir weiter verfolgen sollten.
Grüße, David
Naja, es handelt sich schlicht um Recycling. Das ist per Definition eben das Aufbereiten von Abfallprodukten zur Wiederverwertung.
Im Grunde stellst Du damit die Frage, ob Recycling an sich nachhaltig ist oder nicht, wenn ich Dich richtig Verstehe, Thomas?
Sicher gibt es eine Priorisierung was Nachhaltigkeit bedeutet:
1. Müllvermeidung
2. Wahl von Materialien, die biologisch abbaubar und nicht umweltbelastend sind
3. Recycling
4. …
So in etwa …
Das verschiedene Hersteller nun Plastikmüll wiederverwenden ist natürlich besser als Plastik neu zu schöpfen und zu verarbeiten. Aber letztlich bleibt es Plastikmüll. Irgendwann wird der so nicht mehr verwendet und dann belastet er die Umwelt als Müll, der kaum abbaubar ist. Mit dem Recycling wird das hinausgezögert. Mit der Wahl von naturverträglichen Materialien, die schneller und unbelastend abgebaut werden können, sollte das Produkt zu „Müll“ werden, sähe das besser aus. Absolute Müllvermeidung ist wahrscheinlich kaum machbar.
Insofern ist die Frage für mich berechtigt: Ist das der richtige Weg, denn Sympatex & Co. einschlägt?
Wird damit vielleicht nicht sogar die Neuproduktion von Plastikmüll indirekt unterstützt? Weil, der wird ja wiederverwendet …
Und sollten wir lieber wieder Glasflaschen kaufen, anstelle von PET-Flaschen? Also … wenn „wir“ weiter vorne an der Müllkette ansetzen würden, müsste sich das Thema mit der Frage nach der Sinnhaftigkeit von Recycle-Outdoor-Gear dann stellen?
Sehr spannend!
Hallo Jungs,
grundsätzlich ist die Vermeidung von Plastikmüll natürlich immer besser. Und dieser Müll sollte erst gar nicht entstehen. Aber dieser Wissenschaftler wird vom SPIEGEL so zitiert, dass er alles über einen Kamm schert. Und jedes Unternehmen, das aus PET-Flaschen etwas herstellt, betreibt Greenwashing seiner Ansicht nach. Das ist mir echt zu einfach. Ich würde diesen Herren ja gerne mal mit Herrn Fox von Sympatex zusammenbringen, wenn es mir gelänge. 😉 Dann könnten die beiden sich dazu austauschen.