Das Zwiebelprinzip ist ein geniales System, um beim Wandern nicht zu viel zu schwitzen. Es schützt vor Auskühlung. Aber welche Lagen an Funktionskleidung sind für was zuständig? Wie funktioniert das Zwiebelprinzip?
Als ich Anfang der 1990er Jahre meine erste Bergtour unternahm, trug ich noch keine Funktionskleidung wie wir sie heute kennen. Ich war unterwegs mit Baumwoll-T-Shirt, Baumwoll-Hose, einem schweren Fleece und natürlich dem Baumwoll-Schlafsack. Vom Zwiebelprinzip, also der geschickten Kombination mehrerer Schichten Kleidungsstücke am Körper, um gegen Temperaturschwankungen gewappnet zu sein, war noch nicht die Rede. Das Zwiebelprinzip: Eine ideale Maßnahme beim Wandern, um nicht zu sehr ins Schwitzen zu geraten. Und eine ideale Lösung für Wanderungen im Herbst und im Frühling, wenn es morgens und abends kühler, tagsüber aber schon beziehungsweise noch angenehm warm ist.
Aus wie vielen Lagen Funktionskleidung besteht das Zwiebelprinzip?
Beim Zwiebelprinzip kommen entweder drei oder vier Lagen Funktionskleidung zum Einsatz. Die klassische Variante sind drei Lagen:
1. Base Layer als erste, untere Schicht, also Unterwäsche, leichte T-Shirts oder Socken.
2. Mid Layer als zweite Schicht darüber, also etwa Shirts oder leichte Fleecejacken.
3. Outer Layer als dritte Schicht über dem Mid Layer, also zum Beispiel eine Softshelljacke.
4. Kommt eine vierte Lage Funktionskleidung als Outer Shell hinzu, dient die dritte Lage in der Regel als universeller Schutz vor Wind und leichtem Nieselregen. Erst jetzt kommen wasserdichte Regenjacken oder Hardschelljacken als äußere „Hülle“ zum Einsatz.
Welche Lagen sind beim Zwiebelprinzip für welche Funktion zuständig?
Base Layer
Die erste Lage direkt am Körper dient dazu, bei Kälte zu wärmen und bei warmen Temperaturen zu kühlen. Außerdem sollte sie den Schweiß ableiten und schnell trocknen. Ein weiteres Kriterium ist der Geruchsfaktor. Im Idealfall riecht verschwitzte Funktionskleidung auf dem Körper nicht unangenehm, wozu es spezielle Materialien braucht. Als gut geeignete Materialien empfehlen sich beispielsweise Polyester oder auch Funktionskleidung aus 100 Prozent Merinowolle beziehungsweise Mischgewebe mit Merinowolleanteil.
Während meines Einsatzes als Wander-Guide auf Sardinien trug ich zum Beispiel regelmäßig das „Lightwool Speed Shirt“ von Aclima. Ein eng anliegendes Shirt aus 100 Prozent Merinowolle. Im Winter greife ich unter anderem auf das „HotWool 230G Crew Neck Shirt“ zurück. Von Baumwolle als Base Layer solltet ihr euch schleunigst verabschieden.
Mid Layer
Die zweite Schicht am Körper ist für die Isolation zuständig. Je nachdem, wie intensiv du wanderst und abhängig von der Außentemperatur, solltest du hierbei eine nach deinen Anforderungen individuelle Lösung wählen. Ein allgemeingültiges Kleidungsrezept gibt es nicht. Die Spannweite kann gehen von Mid-Layer-Shirts über Fleecejacken bis zu Jacken, die sehr gut isolieren. Bei kälteren Temperaturen eignen sich zum Beispiel eher wärmere Materialien, wie etwa ein dickeres Fleece. Bei warmen Temperaturen entsprechend dünnere Kleidungsstücke. Achte auch hier auf die Atmungsfähigkeit und den Feuchtigkeitstransport. Gute Erfahrungen mache ich bei kühlen Morgentemperaturen beziehungsweise bei Kälte im Winter mit dem „Combat Shirt“ von Black Yak.
Windschutz und Outer Layer
Wenn die dritte Lage noch nicht als Outer Layer, also als äußere „Hülle“ ausreicht, kommt Funktionskleidung, wie beispielsweise eine Softshelljacke zum Einsatz. Diese Schicht hält leichten Regen sowie Wind ab, schützt also vor Auskühlung. Meiner Ansicht nach gehört es zu den unangenehmsten Situationen überhaupt, wenn man aufgrund von nassen Kleidungsstücken beginnt zu frieren oder auszukühlen. Je nach Höhe und Temperatur kann das auch lebensgefährlich werden.
Bildet die dritte Schicht bereits die äußere „Hülle“ oder tritt noch eine vierte Schicht als Outer Layer hinzu, kommt Funktionskleidung für den Wetterschutz zum Tragen. Hierbei handelt es sich um wasserdichte Jacken wie etwa eine Regenjacke oder Hardschelljacke. Letztere schützt auch noch vor Wind, ist allerdings eher bei Hochtouren oder wirklich kalten Temperaturen zu empfehlen, da sie in der Regel weniger atmungsaktiv ist als eine Softshelljacke. Achtet beim Kauf dieser Funktionskleidung besonders auf eine angenehm und festsitzende Kapuze, wasserundurchlässige Reißverschlüsse sowie abgeklebte Nähte. Je nach Einsatzbereich spielt auch die Membran beziehungsweise die Wassersäule eine wichtige Rolle. Ihr Wert gibt den maximalen Wasserdruck an, den die Jacke aushält, um noch wasserdicht zu sein. Je höher dieser Wert, desto dichter ist das Material.