Britt Weykam und Patrick John von MAR y ROC bieten Wander- und Höhlentouren auf Mallorca an. Auf ihrer Finca „Ses Fontanelles“ können Wanderer, die auf dem GR 221 unterwegs sind, übernachten. Mit Britt habe ich mich über ihre Arbeit und die Wanderinsel Mallorca unterhalten.
Britt, seit Anfang 2016 habt ihr eure Finca zu einer Unterkunft für Wanderer auf dem GR 221 durchs Tramuntana-Gebirge ausgebaut. Was war der Grund?
Um eines vorweg zu sagen: Wir sind mit unserer Finca nicht „offiziell“ an das Unterkunftsnetz der Refugios vom Consell de Mallorca angeschlossen, sondern sind ein reiner Privatanbieter. Als wir im Herbst 2014 nach Ses Fontanelles zogen, hatten wir sofort die Idee, das Gästehaus unserer Finca für Fernwanderer anzubieten.
Ursprünglich hatten wir das Haus zur Vermietung an Urlauber vorgesehen, doch es gab Leerlaufzeiten, die wir tageweise mit den Wanderern auffüllen wollten. Zum einen, um die Auslastung zu optimieren, zum anderen, weil es auf der südlichsten Etappe des GR 221 keine andere Übernachtungsmöglichkeit gab. Wir sind mit unseren vier Zimmern ziemlich schnell an die Grenzen gestoßen. Wir konnten ja nicht ahnen, wie viele Wanderer Ses Fontanelles als Etappenziel wählen würden.
Die Idee zum Ausbau kam also recht schnell. Die Wanderer selbst haben uns mit ihrem Wunsch nach einfachen, günstigen Schlaflagern auf die Idee mit dem Refugio gebracht. Das Resultat nach nur drei Monaten Umbau und Renovierung: Aus dem alten Entenstall wurden komfortable neue Räumlichkeiten. Ein Schlafraum mit zwölf Betten, dazu zwei Bäder, getrennt für Männer und Frauen, mit je zwei Duschen, Waschtischen und einer Toilette. Im angrenzenden Garten gibt es viel Platz zum Relaxen und Grillen.

Seit wann lebt ihr auf Mallorca und warum habt ihr euch für ein Leben dort entschieden?
Wo sollen wir denn sonst leben? Gibt es einen schöneren Platz auf der Welt (lacht)? Mallorca ist für uns einfach der Ort, wo wir all das ausleben können, was wir am liebsten machen. Wir lieben die Abgeschiedenheit der Berge, das Meer, die Natur, die 300 Sonnentage im Jahr, die Mallorquiner, die Gelassenheit. Wir nennen es unser „Paralleluniversum“. Patrick ist seit sieben Jahren hier, ich seit vier.
Mit eurem Unternehmen MAR y ROC bietet ihr unterschiedliche Wanderungen sowie Berg- und Höhlentouren an. Wie viele Touren habt ihr insgesamt im Programm?
Wir bieten momentan knapp 60 verschiedene Wanderungen an, von ganz einfach bis anspruchsvoll. Es gibt ein wöchentlich wechselndes Programm, für das sich einzelne Wanderer anmelden können. Wir organisieren auch den Transfer von den Urlaubsorten im Südwesten, also von Camp de Mar, Peguera, Costa de la Calma und Santa Ponsa.
Die Möglichkeiten für Höhlentouren sind noch vielfältiger, kein Wunder bei derzeit rund 4.300 bekannten Höhlen. Wir sind beide Mitglied im Balearischen Höhlenforscherverband und auch privat häufig unterirdisch unterwegs. Die Höhlentouren sind auf jeden Fall fast immer individuell. Je nach Vorkenntnissen, Können und körperlicher Fitness schlagen wir für die Gäste passende Touren vor. Manch einer mag keine Enge, der nächste möchte nicht ans Seil, und so wird die Auswahl Schritt für Schritt eingegrenzt.
Eine Ausnahme ist die beliebte Schwimmtour in die Cova des Coloms. Sie haben wir regulär dienstags im Programm. Vor allem in den Sommermonaten wird die stark nachgefragt. Eine Höhle für die ganze Familie – der jüngste Teilnehmer bislang war erst vier Jahre alt.

Eine Tour verläuft durch den spektakulären „Torrent de Pareis“, einer tief eingeschnittenen Schlucht, die bis zum Meer führt. Welche Voraussetzungen sollte man für diese Tour mitbringen?
Vor allem Spaß am Klettern, Kriechen, Rutschen und Springen. Wir bewegen uns wie Ameisen auf einem gigantischen Kiesbett. Die Tour ist eigentlich nicht so schwer, und für durchschnittlich trainierte und gesunde Wanderer zu schaffen. An manchen Stellen braucht es aber etwas Mut.
Worauf sollten Wanderer achten, wenn sie den GR 221 zum ersten Mal abwandern?
Ganz wichtig ist eine gute Vorbereitung und aktuelles Kartenmaterial. Man sollte nicht nur die Wegbeschreibung in den Wanderführern lesen, sondern auch mal in Internetforen stöbern, was andere Wanderer so für Erfahrungen gemacht haben. Das ist hilfreich und sehr viel näher dran an der Realität.
Viele denken: „Ach, das ist ja nur Mallorca. Eine Ferieninsel. Was soll da schon passieren?“ Nein, die Tramuntana zu unterschätzen ist schon der erste Fehler. Weitere Fehler sind schlechte oder fehlende Ausrüstung, die falsche Einschätzung von Entfernungen und Wetterverhältnissen oder auch mangelnder Orientierungssinn.
Wer im Tramuntana-Gebirge wandert, kommt immer wieder an kleinen Städtchen und Dörfern vorbei. Welche sollte man sich unbedingt ansehen und warum?
Mindestens die, durch die man hindurchwandert beziehungsweise in denen man übernachtet. Die meisten Etappen enden ja in einem Ort. Statt zum Beispiel in Estellencs in der erstbesten Kneipe hängenzubleiben, lohnt es sich, einen Spaziergang in die wildromantische Cala Estellencs dranzuhängen. In Banyalbufar die jahrtausendalten Steinterrassen zu bestaunen. In Valldemossa auf den Spuren von Chopin und dem Erzherzog Ludwig Salvator zu wandeln. In Sóller das weltbeste Eis in der traditionsreichen Eisfabrik zu probieren, oder mit der Straßenbahn zum Hafen zu fahren. Wer ausreichend Zeit zur Verfügung hat, sollte unbedingt den ein oder anderen Ruhetag einplanen.

Was fasziniert euch besonders an der Wanderinsel Mallorca?
Die Vielseitigkeit. Auf relativ kleinem Raum findet der Wanderer alles und kann zum Beispiel innerhalb einer Wanderwoche jeden Tag völlig neue Eindrücke sammeln. Von alpinen Gipfeltouren über spektakuläre Küstenwanderungen bis hin zu kulinarischen Spaziergängen. Es gibt schroffe Berge, lichte Kiefern- und Steineichenwäler, die wunderschönen Trockensteinmauern entlang vieler Wege und versteckte Badebuchten. Nicht zu vergessen das besondere Licht, das die Landschaft je nach Jahreszeit verzaubert.
Zum Thema Vielseitigkeit musst du dir nur die Etappen des Fernwanderwegs anschauen. Jede Etappe ist anders und für sich etwas Besonderes. Solch eine „Dramaturgie“ kennen wir nur von wenigen vergleichbaren Wanderungen.
Was ist eure ganz persönliche Lieblingstour?
Da gibt es keine bestimmte, doch es sind eindeutig die weniger begangenen Gipfel, wo du wahrscheinlich den ganzen Tag über keiner einzigen Menschenseele begegnest. Zum Beispiel den Puig de n‘Ali, Morro d‘Almallutx, Penyal des Migdia oder den Puig de ses Vinyes.
Britt, ich danke dir für das Gespräch und wünsche euch viel Erfolg mit eurer neuen Herberge sowie weiterhin viele schöne und spannende Touren.
Link-Tipps:
MAR y ROC
Refugio Ses Fontanelles
Hört sich super an! Schönes Interview ☺
Wird sobald wie möglich getestet!
Danke für den Tipp!
Hi Barbara,
klar, teste mal. Vielleicht ich auch dieses Jahr, falls es klappt mit einem Besuch. 🙂
Liebe Grüße, David