Der Comedian und Moderator Wigald Boning schlief ein halbes Jahr im Zelt. Freiwillig. Darüber hat er ein Buch geschrieben. Mir hat er fünf Fragen dazu beantwortet.
Herr Boning, was bedeutet es für Sie persönlich, draußen in der Natur zu sein? Damit meine ich nicht nur Schlafen im Zelt.
Ich fühle mich draußen grundsätzlich wohler als drinnen. Das kann mit einer Aversion gegen trockene Heizungsluft, aber auch mit einem ganz konkreten Freiheitsbedürfnis zu tun haben. Hinzu kommt, dass ich ein sehr nomadisches Naturell habe und gerne auf dem Weg von A nach B bin – und diese Wege wiederum gerne zu Fuß oder auf dem Fahrrad zurücklege.
Aus Ihrem Buch lese ich heraus, dass Ihr Projekt des Draußenschlafens nicht immer auf Verständnis stieß. Sogar von Bestürzung bei manch prominentem Zeitgenossen ist die Rede. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Nicht nur Promis assoziieren mit Nächten an der frischen Luft in erster Linie unfreiwillige Obdachlosigkeit. Dass jemand freiwillig auf schicke Hotelzimmer verzichtet und sich lieber auf eine Parkbank legt, ist ja zugegebenermaßen ein Außenseiterunterfangen. Manch einer warf mir sogar Dekadenz vor!
Lassen wir die Wintermonate mal außer Acht und beschränken uns auf die Schön-Wetter-Zeltenden: Welche Basis-Ausrüstung empfehlen Sie Zelt-Einsteigern?
Verliebten Paaren empfehle ich ein Eineinhalb-Personenzelt, zum Beispiel ein „Taurus“ von Vaude und eine komfortable Doppelmatratze, die das Zelt restlos ausfüllt. Einzelgänger kommen natürlich auch mit einer schmaleren Matte klar. Schlafsack, gegebenenfalls Ohrenstöpsel, und los geht’s!
Ein Kapitel in Ihrem Buch heißt „Oben“. Es bezieht sich auf eine Zeltnacht auf einem Gipfel über dem Tannheimer Tal. Was macht das Übernachten auf einem Berggipfel oder allgemein in den Bergen für Sie besonders?
Stille. Weitblick. Den Sternen nah sein. Aufwachen über dem Wolkenmeer. Schöner kann das Leben nicht sein.
Von Ihrem Camping-Freund Jürgen, so ist im Buch zu lesen, stammt der Ausspruch: „Chaos ist nicht Begleiterscheinung, sondern der eigentliche Sinn des Campings.“ Was war die chaotischste Situation, die Sie beim Zelten erlebt haben?
Oft habe ich in den Tiefen meines Rucksacks nach irgendeinem Kabelbinder, Ersatzhering oder meiner Zahnseide gesucht, manchmal bei Regen in völliger Dunkelheit, nachts im Wald. Die ewige Sucherei infolge mangelnder logistischer Disziplin, angefeuert durch kumulierten Schlafmangel, hat mich bisweilen zu hysterischen Heiterkeitsattacken, manchmal jedoch auch in verzweifelte Melancholie geführt.