Tourenführer müssen klare Ansagen machen. Und den Mut haben, Entscheidungen zu treffen, die nicht jedem gefallen. Ein Führungscoaching mit den Bergführern Pauli Trenkwalder und Jan Mersch.
Wer eine Gruppe von Alpinisten durchs Gebirge führt, sollte seine eigenen Ansprüche und Ziele möglichst hintanstellen. Das heißt: Wer unbedingt einen bestimmten Berg besteigen will, weil der schon lange auf der Gipfelliste ganz oben steht, sollte das also besser alleine oder privat mit Gleichgesinnten tun. Das war nur eine von vielen lehrreichen Informationen, die uns die Bergführer und Coachs Pauli Trenkwalder und Jan Mersch von Mersch & Trenkwalder beim DAV-Führungscoaching im Wilden Kaiser mit auf den Weg gaben. Drei Tage wanderten wir von Hütte zu Hütte, von der Griesneralm auf der Nordseite des Wilden Kaiser zum Hans-Berger-Haus, bis wir schließlich über das Kopftörl auf die Südseite gelangten. Dort blieben wir noch eine weitere Nacht in der Gaudeamushütte.
Anspruchsvolle alpine Steige, Klettersteige sowie eine Tour in weglosem Gelände hatten sich Pauli und Jan für uns ausgesucht. Tagsüber wandern und klettern, abends Führungstheorie. Und jeder von uns, ob Fachübungsleiter oder Wanderleiter, durfte selbst den Tourenführer geben und zeigen, was er als Führungsperson so drauf hat. Immer professionell begleitet von Jan und Pauli, die uns noch auf den einzelnen Touren wertvolles Feedback zu unserem Führungsverhalten gaben. So lernten wir auch, dass Führen schon morgens beim Frühstück beginnt. Ein freundliches „Guten Morgen, wie geht es Euch heute?“, stellt den ersten positiven Draht zwischen Führungsperson und Gruppe her. Klare Ansagen während der Tour sind ebenso Pflicht wie der Mut, Entscheidungen zu treffen, die nicht jedem Teilnehmer gefallen. Obwohl Tourenführer natürlich grundsätzlich von jedem Teilnehmer „geliebt“ werden wollen.
Gefallen hat uns die Art und Weise, wie Pauli und Jan uns durchs Gelände führten – und was sie uns abends auf der Hütte an Führungswissen vermittelten. Dass die beiden Abenteurer sind und auch mal gewohnte Pfade verlassen, davon konnten wir uns in natura überzeugen. Der kürzeste Weg zur Hütte? Ein kurzer Blick auf die Karte, Gelände abgleichen und dann ab den steilen, bewaldeten Hang hinunter. Einfach querfeldein. „Da war ich noch nicht. Da muss ich hin.“ Geschadet hat der kurze Trip ins wild-kaiserliche Nirwana nicht. Im Gegenteil: Es hat Spaß gemacht, und Lust, so etwas als Tourenführer auch einmal selbst auszuprobieren. Auch, wenn wir dann vielleicht nicht unbedingt von jedem Teilnehmer „geliebt“ werden.
Link-Tipp:
Mersch & Trenkwalder